6:25 Uhr Ortszeit am letzten Montag.
Die Boing 777 landet am Flughafen.
Gespannt warte ich darauf, endlich die letzte Hürde zu nehmen: Die Schalter der Einwanderungsbehörde.
Ein bisschen unsicher bin ich mir ja schon, ob die Einreise mit meinem neuen Business Visum ohne Probleme ablaufen wird.
Es dauert sehr lange dieses Mal. Vor mir stehen viele Leute, die scheinbar zum ersten Mal in ein Land einreisen. Es nervt mich ein wenig, so lange warten zu müssen…
Endlich bin ich dran und begrüße den Beamten auf Vietnamesisch. Dieser setzt sofort ein überraschtes, aber zufrieden wirkendes Lächeln auf und grüßt mich freundlich zurück.
Er fragt mich, seit wann ich denn schon Vietnamesisch könne und wie lange ich hier schon gelebt habe. Während unseres Gesprächs tippt der Beamte routiniert seine Eingaben am PC und überprüfte kurz meine Daten.
Und dann bin ich auf einmal drin…
In meiner neuen Heimat.
„War ja doch ganz einfach“, sage ich leise zu mir und spaziere zum Gepäckband.
Und doch, diese Grenzüberschreitung ist anders, als die anderen zuvor…
Sechs Wochen Stille auf VietmoK
Sechs Wochen ist es her, seit ich den letzten Artikel auf VietmoK veröffentlicht habe.
War ich im Urlaub?
Ja…und nein.
Denn in der Zwischenzeit war ich einen Monat lang zu Besuch in der alten Heimat, Deutschland. Die restlichen zwei Wochen gingen für die Organisation des Trips und einiger Vorarbeit für die Dinge, die ich in Deutschland erledigen wollte, drauf.
Gewohnt habe ich in Deutschland bei meiner engsten Freundin Claudia und ihrer Familie. Es standen zahlreiche Aktivitäten auf dem Programm. Unter anderem ein Besuch in Berlin beim Verein „Vietnamesisch-Deutsche Brücke e.V.“, für den ich seit einigen Monaten arbeite.
Dann gab es noch zwei kleine Reisen: Eine durch Deutschland, Tschechien und Österreich, eine nach Rerik.
In Deutschland habe ich auch meinen Wohnsitz abgemeldet, meine restlichen Besitztümer (aus-)sortiert und den Aufbau meines zukünftigen Online Business angekurbelt. Aber dazu gibt’s ein anderes Mal mehr, wenn es dich interessiert.
Mit diesem Beitrag möchte ich dir gerne von meiner Auswanderung aus Deutschland und den ersten Tagen meiner Rückkehr nach Vietnam erzählen.
Denn…es ist schon ein seltsames Gefühl jetzt wieder in Vietnam zu sein.
Ein Teil von mir hat noch nicht ganz realisiert, dass ich gerade die meisten offiziellen Verbindungen nach Deutschland gekappt und mich gegen einen „normalen“ Lebensweg entschieden habe.
Aber verstehe mich nicht falsch, ich bin mehr als glücklich diesen Schritt gegangen zu sein.
Etwas seltsam ist es dennoch…ist immerhin das erste Mal, dass ich auswandere.
In meinem Personalausweis steht nun „keine Hauptwohnung in Deutschland“, deutscher Staatsbürger bleibe ich aber. Außer der Staatsbürgerschaft ist aber wenig von den offiziellen Verbindungen geblieben.
Auch wenn ich nach deutschem Melderecht ohnehin verpflichtet gewesen wäre, mich aus Deutschland abzumelden, wäre die Aufrechterhaltung der alten Meldeadresse möglich gewesen. Erreichbar im Sinne des Meldegesetzes wäre ich sogar auch gewesen, da Freunde meine Post weiter verwaltet hätten.
Trotzdem habe ich entschieden, mich aus Deutschland abzumelden. Die Abmeldung kommt mit einigen Vor- und Nachteilen daher, am Ende gewannen für mich klar die Vorteile.
Sebastian Kühn von wirelesslife.de hat die Vor- und Nachteile einer Abmeldung aus Deutschland differenziert in seinem einschlägigen Artikel abgewogen, daher verweise ich an dieser Stelle mal auf seinen äußerst informativen Artikel.
Im Kern kommt es aber vor allem auf folgende Vor- und Nachteile an, die ich an dieser Stelle mal aus Sebastians Artikel zitieren möchte:
- Austritt aus der gesetzlichen KV und damit freie Wahl der Krankenversicherung
- Keine Pflicht zur Einzahlung in die Rentenkasse
- Unter Umständen nicht mehr steuerpflichtig in Deutschland
- Keine offizielle Adresse zur Zustellung von behördlicher und gerichtlicher Post
- Beantragung des Reisepasses am neuen Wohnsitz ist schneller und günstiger
- Recht zur außerordentlichen Kündigung von bestehenden Verträgen in Deutschland
- Kein Anspruch auf Leistungen aus den Sozialversicherungen
- KFZ-Zulassung in Deutschland ist nicht möglich
- Bestehendes Gewerbe muss abgemeldet werden
- Eröffnung eines Bankkontos in Deutschland ist schwierig
- Abschluss von Verträgen mit Dienstleistern (z.B. Telefon) ist oft nicht möglich
- Stimmabgabe für Wahlen muss im Voraus beantragt werden
Um ganz ehrlich zu sein: Es ging mir natürlich vor allem um’s Geld.
Wenn ich in Vietnam lebe, erscheint mir die Aufrechterhaltung einer Krankenversicherung in Deutschland eher sinnlos. Auch Steuern muss ich nicht unbedingt in Deutschland zahlen.
Auf der Kehrseite steht für dich und viele andere vielleicht die Rente, die darunter selbstverständlich leidet. Aber gut, wie viele andere meiner Generation glaube ich auch nicht mehr daran, einmal von einer staatlichen Rente leben zu können.
Kurzum: Da ab jetzt mein Leben (hauptsächlich) in Vietnam stattfindet, sehe ich keine Veranlassung, mich finanziell an Deutschland zu binden.
Die Sache mit dem KFZ hat mich sogar amüsiert – wer will denn auch ein Auto in Deutschland anmelden, wenn er/ sie dort gar nicht wohnt?
Und jetzt?
Tja, jetzt bin ich in Vietnam.
Mal wieder…
…nur, etwas länger halt.
Wie lange ich in Vietnam leben werde, weiß ich nicht.
Ob ich es schaffe, mein Online Business aufzubauen oder mich mit Sprachunterricht durchbeißen muss, weiß ich auch nicht.
Auch ist unklar, wie lange mein Erspartes reichen wird. Habe ich genug Zeit eingeplant?
Kann ich überhaupt irgendwas planen? Noch vor 3 Monaten hätte ich nicht mal ahnen konnte, was ich jetzt gerade so mache…
Und was in 3 Monaten ist…wer weiß das schon…
Planen versuche ich mir auch eher abzugewöhnen – lieber konzentriere ich mich auf’s Machen.
Eines ist jedoch klar: Auch wenn alles um mich herum theoretisch morgen zerbrechen könnte und es vielleicht eine unglaublich bescheuerte Idee war, alles in Deutschland hinter mir zu lassen: Ich wollte es so!
Warum eigentlich?
Na ja…vielleicht aus Liebe zu meinem Freund und seinem Heimatland? Vielleicht auch aus Abenteuerlust?
„Was war denn eigentlich so blöd in Deutschland?“
Diese Frage habe ich jetzt schon ein paar Male gehört…
Ich glaube, so leicht können das viele Menschen auch nicht verstehen.
Wenn sie hören, was ich ohne großes Zögern (aber wohlüberlegt) vor wenigen Wochen alles aufgegeben habe, bekomme ich schon des Öfteren verdutzte Blicke und verständnislose Äußerungen als Reaktionen.
Interessanterweise meistens von Vietnamesen…weniger von Deutschen.
Goodbye Deutschland – goodbye Komfortzone
Jetzt mal Klartext, was habe ich genau aufgegeben?
Um’s ganz simple zu halten, die vermeintliche Sicherheit und damit…
1. …mein Studium – das ist nun offiziell abgebrochen
2. …mein dazugehöriges Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes (ca. 1000,- EUR p. Monat)
3. …die vermeintliche Sicherheit, mit einem Bachelor ein besseren Job, also ein besseres Leben zu haben (nicht, dass ich daran glaube)
4. …alle Vorteile, die man dem Leben in Deutschland vielleicht abgewinnen mag (sieht wahrscheinlich eh jeder anders)
Zentral in der Überlegung nach Vietnam auszuwandern, waren vor allem das Studium und mein Freund. Lange Zeit dachte ich darüber nach, das Studium in Vietnam eventuell fortzusetzen.
Auch meine Professorin zeigte sich sehr gewillt, jegliche Form der Verlagerung meines Studiums nach Vietnam zu unterstützen. Allerdings wollte ich letztlich ohnehin nicht mehr studieren, was weniger an Deutschland als am Studiensystem lag.
Es gehört hier zwar eigentlich nicht hin, aber ich bin einfach nicht von diesem System überzeugt, weder in Deutschland noch in Vietnam. Da hilft dann auch der Status als „Elitestudent“ mit ordentlich Kohle auf’m Konto nicht weiter.
(Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich hab immer wenig auf diesen Status gegeben.)
Schlussendlich habe ich damit vor allem meine Komfortzone verlassen und mich in ein (vielleicht) riskanteres Unterfangen gestürzt.
Good Morning Vietnam – good morning my love(s)
Als ich endlich in Vietnam gelandet war, konnte ich es kaum erwarten meinen Freund wieder in den Arm zu nehmen und mit ihm mein und unser neues Leben hier aufzubauen.
Doch, die ersten Tage verliefen eher ruhig. Ich brauchte eine ganze Weile um mich wieder an alles zu gewöhnen.
So langsam komme ich glücklicherweise wieder in Fahrt.
Ich habe mich wieder hingesetzt und schreibe diesen Artikel. Sozusagen eine Art Rückmeldung und eine Offenlegung darüber, was ich in Vietnam genau vorhabe.
Da mein Freund für sein Studium noch etwa 3 Jahre brauchen wird, verbleiben wir zunächst in Hanoi. Danach sehen wir dann weiter.
Währenddessen versuche ich möglichst ortsunabhängig mein Business aufzubauen und arbeite nebenbei noch für den Verein.
Im Gegensatz zum Studium ist alles, was ich im letzten Jahr auf die Beine gestellt habe, so viel befriedigender. Dieser Blog, meine neuen Fähigkeiten und all die interessanten Optionen waren es allemal wert, dem Studium Lebewohl zu sagen.
Und mal ganz abgesehen davon: Ich liebe es hier zu sein.
Auch nach einem Jahr fesselt mich Vietnam sehr. Ich mag die Atmosphäre hier. Sie motiviert mich, mehr Risiken einzugehen und dem nachzugehen, wovon ich wirklich träume.
Schon faszinierend, dass ein Land und seine Menschen so eine Wirkung auf einen haben können oder?
Kennst du das Gefühl, dass dich eine Umgebung so stark anspornt? Erzähl mir gerne davon, wenn du magst.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Carsten Osterwald vom Blog „…bin dann raus“ teil. Carsten hatte zur Blogparade aufgerufen und folgende Frage gestellt: „Aus welchen Gründen würdest du/möchtest du oder hast du bereits deine Heimat verlassen…oder warum käme das für Dich niemals in Frage?“ Wenn du dich gerne weiter mit Geschichten und Erlebnissen von Auswanderern beschäftigen möchtest oder selbst darüber nachdenkst, aus Deutschland auszuwandern, kann ich dir einen Blick auf Carsten’s Blog und seine Blogparade nur empfehlen.
Was einem in Deutschland nicht gefällt,weiß man erst, wenn man lange genug in Vietnam gelebt hat. Du hast einen Traum gehabt und ihn zielstrebig in die Tat umgesetzt. Dafür gibt es einen großen Haufen Respekt. Das es nicht einfach ist, die Rundrumversorgung und Absicherung bis ins kleinste Detail aufzugeben weiß ich wohl sehr gut. Mfg Ralf
Vielen Dank, Ralf
Es bedeutet mir sehr viel, so etwas zu hören. Ist ja nicht so, dass ich keine Zweifel an meinen Vorhaben hätte. Dafür sind solche unterstützenden Kommentare wirklich toll!
Nun heißt es vor allem ranklotzen, aber ich bin guter Dinge. Vietnam sowie mein Freund und meine engste Freundin motivieren mich immer wieder und ich weiß, dass ich es mit viel Arbeit und Fleiß schaffen kann. Trotzdem tut es sehr gut, einen Kommentar wie deinen zu lesen.
Danke noch einmal und liebe Grüße aus Hanoi,
Etienne
Viele Vietnamesen verstehen nicht, was du in Deutschland hinterlassen hast, weil Deutschland fuer sie ein Traumland ist. Am Anfang habe ix nicht verstanden auch, aber jetzt, nach dem Lesen dieses Artikels, alles ist ziemlich klar.
Du wirst hier in Vietnam viele guten Freunde haben und wuensche dir viel Interessantes, Neues und Erfolg zu haben, sowie immer gluecklich bei deinem Freund. 😀
Một lần nữa, chào mừng anh Etienne đến với Việt Nam.
Vielen Dank, Hang. Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut
Ich denke auch, dass es für viele Vietnamesen gar nicht so leicht zu verstehen ist. Aber die meisten verstehen mich schon, wenn ich Ihnen alles ein wenig genauer erkläre.
LG Etienne
Hallo Etienne,
meine Blogparade ist nun zu Ende…..der Zulauf war sehr gering…..aber dein eingereichter Beitrag UM SO SCHÖNER!!!!!!!
Ich hoffe, bei meiner nächsten Parade wird der Zulauf stärker, weil DANN hab ich auch mehr über die dementsprechende Veröffentlichung gelernt
Den Hinweis über die abgelaufene Blogparade mit einer dementsprechenden Einleitung sowie der kompletten Verlinkung habe ich in 18 verschiedenen fb-Gruppen mit insgesamt ca. 93.000 Mitgliedern gepostet.
Ebenfalls natürlich auch auf meiner fb-Seite, auf der du Dir den Text anschauen kannst.
Mir hat die Parade sowie der Kontakt zu Dir sehr viel Spaß gemacht…und vielleicht wiederholen wir das ein ander Mal…mit einem neuen Thema.
Jetzt wünsche ich uns allen erst einmal weiterhin viel Spaß, mit den hoffentlich positiv eintretenden Ergebnissen viel Erfolg und verbleibe mit einem lieben Gruß
Carsten
Hallo Carsten,
schön, dass du dich über meinen Beitrag gefreut hast
Ja schade, dass nicht so viele mitgemacht haben, aber beim nächsten Mal werden’s dann sicher mehr.
Ich werde auch noch mal auf die Blogparade aufmerksam machen und deinen Hinweis teilen 😉
Danke, mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich, dass wir uns darüber ein wenig kennenlernen durften. Sicherlich können wir in der Zukunft wieder etwas zusammen machen. Du bist ja auch nicht so weit weg, da könnte man sich sogar mal besuchen 😉
Ich wünsche dir auch erst mal alles Gute und freue mich auf unsere nächste Begegnung,
Etienne
Wow, ein mutiger Schritt! Ich wünsche dir alles Beste damit. Schade, dass du dein Studium nicht fortsetzt – ich glaube, ein abgeschlossenes Studium (egal, in welchem Fach und egal, mit welchen Noten) ist immer eine bessere Grundlage für eine Selbstständigkeit als ein reiner Schulabschluss. Aber wenn es für dich der richtige Schritt war, ist das eben so
Danke, Ariane 😉
Zum Studium als „bessere Grundlage“: Ja und nein, denke ich:
Es gibt viele Menschen, denen das klare System eines Studiums bei der Suche nach einer zukünftigen Beschäftigung hilft. Auch gibt es natürlich noch viele Chefs und Kunden, die glauben weil jemand einen Abschluss hat, kann er/ sie etwas. Ich glaube ehrlich gesagt wenig an das Papier und die jüngeren Berichte aus der Wirtschaft zeigen, dass sich HR-Abteilungen, CEOs und Kunden immer mehr vom Papier wegbewegen. Ich meine, offiziell galt ich als „Elitestudent“, aber auch von der Sorte gibt es in Deutschland einige 10.000 – so eine großartige Auszeichnung ist das also allein wegen der Anzahl schon nicht. Hinzu kommt: „Wer keine Erfahrung hat, dem nützen gute Noten auch nicht viel“ – so oder so ähnlich hört und liest man es von beiden Seiten.
In den kommenden zwei Jahren, in denen ich ja ursprünglich noch studiert hätte, werde ich so viel dazu lernen, wie es in der Uni kaum möglich gewesen wäre. Warum? Ich gehöre eher zu den Menschen, denen zu viele Vorgaben und Richtlinien nur im Wege stehen. Ich lerne total gerne, auch jetzt noch…eigentlich sogar mehr. Ich liebe es, mich eigenständig an meine Lernziele zu machen und meiner Kreativität und meinen aktuellen Bedürfnissen freien Lauf zu lassen. Das Ergebnis ist kein faules Rumsitzen oder das Aufkommen von Prokrastination, sondern eine hohe Motivation, mich teilweise 10, 12 oder auch mal 16 Stunden mit den Projekten zu beschäftigen, an denen ich gerade sitze. Außerdem erschaffe ich gerne etwas und möchte auch etwas damit erreichen. Damit stelle ich mich stetig neuen Herausforderungen, die mich zwingen, mich weiterzuentwickeln. Die 3., 4. oder 5. Hausarbeit oder Präsentation sind wirklich nicht das, was ich als besonders förderlich empfinde, da sich doch alle nach den gleichen Schemata ablaufen.
Das Studium hat leider seit der Einführung des Bachelor Systems gewaltig an Wert verloren. Viele der alten Magister-StudentInnen, die ich traf, sagten, es sei zwar auch nicht super gewesen, aber immerhin hätten sie ihre Freiheit gehabt. Für mich hat sich das Studium nur wie eine weitere Schule angefühlt und mich zu sehr eingeengt. Das mag in meinem Fall auch speziell an Chinesisch gelegen haben, das tatsächlich sehr straff organisiert war. Nachdem ich zuvor mein Abi drei Jahre an einer Abendschule nachgeholt hatte, war mir das irgendwann genug des zur Schule gehens. So richtig klar wurde das allerdings erst in Vietnam.
Nebenbei: Ich hab auch eine Ausbildung – ist also nicht so, als stünde ich nur mit einem Schulabschluss da 😉
Verstehe mich nicht falsch, ich finde es gut und richtig, wenn du oder andere Menschen lieber einem Studium nachgehen. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es kein Garant für eine erfolgreiche Karriere ist, schon gar nicht für ein glückliches Leben. Aber es eröffnet Möglichkeiten, in manchen Branchen wäre eine Karriere ohne Studium auch gar nicht möglich (Ärzte, Anwälte, usw.). In anderen Bereichen ist Erfahrung der Schlüssel zum Erfolg: Zum Beispiel beim Bloggen. Wir lernen das Schreiben nicht durch ein Literatur- oder Linguistikstudium, sondern nur durch eines: Das Schreiben. Natürlich können andere Dinge hilfreich sein, aber wir werden nur besser, wenn wir einfach loslegen.
Ich könnte da noch einiges drüber schreiben, aber ich belasse es mal dabei – der Kommentar ist eh schon ewig lang geworden 😀
LG und einen schönen Sonntag,
Etienne
Wow, wie cool! Ich wünsche dir alles Gute zu deinem Start in Vietnam und das alle so läuft wie du es dir erhoffst. (Und moistens kommt es sowieso besser als gedacht!)
Schade, dass ich den Blog erst jetzt kennen gelernt habe, den letzten Winter waren wir fast 4 Wochen in Vietnam unterwegs. Ein wirklich wunderschönes Land und ich kann gut verstehen, warum es dich hierher gezogen hat.
Liebe Grüße
Christina
Danke dir, Christina
Ja, ich muss sagen, bisher läuft alles gar nicht wie erhofft, sondern eher besser Ich hoffe, dieser positive Vibe setzt sich so fort.
Stimmt, dann hätten wir uns gerne treffen können. Aber wenn du magst, komme jederzeit wieder. Dann können wir uns mal auf einen Kaffee oder so treffen.
Schönen Abend und liebe Grüße,
Etienne
Ich bin beim Kommentiertag einigen Blogs von „Auswanderern“ (willste nich bei Vox anfragen – du hättest die ideale Story 😛 ) begegnet und habe festgestellt: Wenn man sich am Anfang befindet und sich rechtfertig, kommen gegenstimmen. Wenn man mehr über das Land schreibt, gibt es Bewunderung 😛
Ich finde die Frage, warum das für die Deutschen scheinbar kein Problem ist, dass andere auswandern, sehr interessant. Ich glaube, dass viele einfach nicht darüber reden.
Auswandern ist für viele der Inbegriff der Freiheit. Kann sein, dass der kleine Büroangestellte einen Handwerksbetrieb eröffnen willl oder einfach mehr Zeit mit der Familie verbringen will – aber das Auswandern bringt das auf den Punkt. Gleichzeitig verkörpern Auswanderer meistens die „Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst!“-Ausstrahlung. Und das bringt uns in Konflikte. Warum schafft jemand vermeintlich Großes, wenn wir nichtmehr Kleines schaffen?
Ich denke, man sollte sich eingestehen, dass jeder andere Bedürfnisse hat. Manche erfüllen Familie und Sozialkontakte, ein sicheres Gerüst. Andere wollen jeden Tag spüren, dass sie etwas geschaffen haben. Und beim Auswandern tut man das
Immerhin hast du deinen Freund als Halt- ich glaube, das ist sehr wichtig
Soviel zu meinen Gedanken.
#Kommentiertag
Hey Evy,
haha, ich weiß nicht, ob ich wirklich bei Vox mitmachen wollen würde 😀
Ich glaube, Deutsche bewundern das teilweise sehr, weil viele sich das nicht trauen, es aber eigentlich gerne machen würden bzw. sich generell irgendwas nicht trauen und nur den Mut bewundern. Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass solche Serien, wie die auf Vox Erfolg haben – sie befriedigen ein Bedürfnis oder besser, den Traum dessen. Auswandern ist ein großer Schritt und ich glaube, du brauchst dafür diese „Ich weiß, ich kann alles schaffen“-Mentalität. Ich gehöre definitiv zu den Menschen mit dieser Mentalität, ansonsten hätte ich das vielleicht auch gar nicht gemacht.
Ja, mein Freund gibt mir tatsächlich auch viel Halt und Motivation. Meine beste Freundin allerdings auch, obwohl die in Deutschland lebt. Außerdem ist meine persönliche Geschichte ein echter Ansporn.
LG
Etienne
Inspirierend Dein Beitrag, vielen Dank. Ich kann Deine Gefühle und die Entschlüsse, die Du triffst, gut nachvollziehen. Und ich mag, wie liebevoll und offen Du schreibst, lieber Etienne.
Ich bin eine andere Generation, hab schon um einiges mehr gelebt als Du. (Ich bin 53 Jahre alt.) Das heißt aber nicht, dass der Hunger nach Leben und die Sehnsucht und die Bereitschaft zu lieben weniger geworden wären. Im Gegenteil, gerade bekomme ich wieder Zugang dazu und ein Blogpost wie der Deine trägt dazu bei.
Interessant: Es ist schön, jemanden wie Dich zu lesen, der sehr offenherzig Auskunft gibt über persönliche Beweggründe und Lebenssituationen. Und es ist ein großer Schritt – zumindest für mich – das gleiche zu tun. Ich bin ziemlich sicher, dass auch Du innere Hürden überwindest, wenn Du Dich hier offenbarst. Geht das jemanden etwas an? Interessiert es überhaupt irgendeine Sau? Oder ist es nur eitel? …
Ich selbst werde in Zukunft einen Teil meines Lebens in Vietnam verbringen. Als junger Mann habe ich immer davon geträumt, einmal in zwei Ländern zu leben und zu arbeiten und ich habe mich entschieden, das nun zu versuchen. Mein Schritt (unser Schritt, denn meine Frau, Diem, tut ihn auch) ist nicht bis ins letzte durchdacht, ich glaube, das ginge auch gar nicht. Hier in unserer bayerischen Heimat, auf meinem Schreibtisch, liegt ein Bierdeckel aus dem Literaturhaus München mit einem Spruch vom unnachahmlichen Oskar Maria Graf, der lautet : „Zurechtgedachtes wird immer vom Lebendigen zerkrümelt.“
Wir werden sehen, wohin uns dieser Weg führt. Unser Weg ist stärker abgesichert als Deiner, lieber Etienne, mit eingebauter Rückkehroption. Das entspricht besonders dem Bedürfnis meiner vietnamesisch-stämmigen Frau, die ihr Land als Jugendliche unter Lebensgefahr verlassen hat und nun sehr gemischte Gefühle bei der teilweisen Rückkehr hat. Du schreibst es selbst, dass Vietnamesen es erst einmal kaum verstehen können, dass man das gelobte Deutschland verlassen möchte.
Viel Erfolg mit Deinen Vorhaben und diesem Blog! Ich werde das weiter verfolgen und ggfs. unterstützen. Du hast mir schon sehr genutzt: Deine Hinweise zum vietnamesischen Führerschein werden umgesetzt. Mir wird ganz schwummrig wenn ich daran denke, dass ich bei früheren Besuchen mich einfach so, führerscheinlos mit dem Moped in den Verkehr, auch in Saigon, geworfen habe
Lieber Carsten,
vielen Dank für deinen tollen und ausführlichen Kommentar. Ich habe mich sehr darüber gefreut
Ob es irgendeine Sau überhaupt interessiert, frage ich mich auch manchmal 😀 Gerade solche Beiträge wie dieser oder einige der letzten entstammen mehr einem spontanen Schreiben als einer planvollen Recherche. Ich habe immer die Hoffnung, dass sich Menschen wie du und ich, die solch einen großen Schritt wagen, für die Erfahrungen und Emotionen Gleichgesinnter interessieren. Ich denke, mein Hauptanliegen ist es, mit solchen Beiträgen aufzuzeigen, dass es mehr gibt, als das „0815 Leben“ und dass man es schaffen kann, wenn man will.
Aber du hast Recht, ich habe diesen Schritt ohne großes Sicherheitsnetz geplant… na ja, wenn man von „geplant“ überhaupt reden kann. Sagen wir einfach, ich habe mich dafür entschieden und dann alles Nötige dafür getan, um meine Entscheidung umzusetzen.
Es ist nach wie vor nicht immer einfach ein neues Leben auf die Beine zu stellen, und klar würde mir ein Stipendium einiges an Ruhe verschaffen, aber die gewonnene Freiheit und die Erfahrungen, die ich bislang gesammelt habe, sind das Wagnis allemal wert.
Was eure Planung angeht: Macht euch nicht verrückt 😉 Ich bin mit fast gar nichts gestartet und beherrsche die Sprache auch nur auf einem straßentauglichen Niveau. Einer längeren Unterhaltung oder gar einer Diskussion kann ich kaum standhalten. Aber dennoch komme ich hier gut zurecht und du hast ja auch noch deine Frau.
Macht es einfach wie die Vietnamesen in so vielen Lebensbereichen und traut euch. Ich kann dir nur ganz ehrlich sagen, dass keiner meiner ursprünglichen Pläne bisher verwirklicht wurde. Alle 2 Monate (spätestens) kommt etwas komplett Neues aus dem Nichts auf mich zu. Meistens sind das tolle Chancen und neue Optionen, die ich vorher gar nicht bedenken konnte. Vietnam ist viel flexibler als Deutschland, in vielerlei Hinsicht. So macht es auch nichts, wenn ihr nicht alles bis ins kleinste Detail durchdacht habt. Und ja, das kann man auch nicht 😉
Ich danke dir für deinen Zuspruch und freue mich sehr, dass ich dir auf eine Art helfen konnte. Lass gerne wieder von dir hören, wenn du etwas brauchst.
Liebe Grüße,
Etienne